von Magdalena Agdestein
Das deutsche Alphabet hat 26 Buchstaben, das norwegische 29. Oft sind sie deckungsgleich, d.h. gleiche Buchstaben werden auch gleich ausgesprochen, bei manchen besteht nur eine lautliche Ähnlichkeit und einige haben keine Entsprechung in der anderen Sprache.
Meine Erläuterungen zum norwegischen Alphabet sollten allerdings keine linguistische Abhandlung werden. Vielmehr stellen sie das Resultat eines spontanen Brainstormings einer Auslandsösterreicherin dar, in dem stichwortartig norwegische Landeskunde einmal ein wenig anders präsentiert wird …
A wie akvavitt oder akevitt (also: Aqua vitae – Wasser des Lebens, Aquavit):
Branntwein, der auf der Basis von Kartoffeln hergestellt wird und dessen besonderer Geschmack durch verschiedene Kräuter und die Lagerung in Sherry-Fässern hervorgebracht wird. Der Norweger weiß ihn besonders in Kombination mit einem ordentlichen Weihnachtsbier (juleøl, sprich „jüleöl“) zu schätzen. Aquavit schmeckt vorzüglich zu juleribbe (im Ofen gebratenes Bauchfleisch vom Schwein), das im östlichen Teil Norwegens als typisches Weihnachtsessen gilt. Wie man Aquavit am besten trinkt? – Man nehme einen Schluck – aber halt! Nicht gleich hinunterschlucken, sondern schnell zum Bierglas greifen und einen kräftigen Schluck juleøl nachgießen und dann erst diese herrliche (und durchaus rasch wirkende) Mischung genüsslich hinunterschlucken.
B wie binders (= Büroklammer):
Die Büroklammer, dieses kleine, sich in jedem Büro befindliche aus Draht gebogene Ding wurde von einem Norweger erfunden, und zwar von Johann Vaaler (1866-1910), der diese 1899 in Deutschland patentieren ließ.
C wie Cecilie (sprich „Sesilie“):
Unterscheidet sich vom Deutschen durch die Aussprache, wonach also norwegische Kinder nicht wie deutschsprachige Kinder das ABC sondern – logisch! – das ABSE lernen müssen.
D wie dugnad (sprich „Dügnad“):
Ein wirklich typisch norwegisches Wort, da es einen prägnanten Faktor im norwegischen Gemeinschaftsdenken bezeichnet: Eine in Gruppen organisierte Arbeit zum Wohle der Gemeinschaft, sei es das Entfernen von angeschwemmtem Müll am Strand oder das Auflesen von achtlos weggeworfenen Flaschen, Dosen und Papier am Straßenrand (besonders aktuell vor dem 17. Mai, dem norwegischen Nationalfeiertag), sei es das gemeinsame Aufräumen rund um die lokale Sportanlage oder das Aufstellen von Klettertürmen auf einem Spielplatz – eine gemeinschaftliche Anstrengung eben, der man sich als Mitglied einer Gemeinschaft – so die spätestens seit der Volksschule (barneskole) eingeübte Denkweise – nicht entziehen kann. (Ganz beiläufig registriere ich die klangliche Ähnlichkeit mit dem deutschen Wort „Tugend“ – sicher kein ethymologischer Zusammenhang, nur reiner Zufall …)
Fortsetzung folgt!